Der Attendorner Bügeltanz ist eine Form der suddeutschen Schäffler- oder Böttchertanze; die dabei benutzten Haselruten deuten auf ein altes Frühlingsbrauchtum hin. In der Neufassung der Schützenstatuten Attendorns von 1843 wird der Bügeltanz mit der Bemerkung erwähnt, dass er schwedischen Ursprungs und durch die Vorfahren von den Schweden abgesehen sei, die ihn im Lager vor der Stadt aufgeführt hatten (1634). Der Bügeltanz ist – wie der Trillertanz – mittelalterlichen Ursprungs.

Die älteste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1715 im Zusammenhang mit einer strafbaren

Handlung mehrerer Jugendlicher, die während der Aufführung des Bügeltanzes Geld eingenommen hatten. 1778 wurde der Bügeltanz durch die Jungschützen in Helden aufgeführt. Damals wie heute wird der Bügeltanz durch die Burschenschaft oder Jungschützen aufgeführt. Aus dem Jahre 1863 ist bekannt, dass der Bügeltanz allwöchentlich zwischen Osterdienstag und Fronleichnam durch die Burschenschaft auf der Wiese vor dem Wassertor geübt wurde. Die Aufführung war am Fronleichnamsfest im Anschluss an den Nachmittagsgottesdienst.

Dabei wird auch ein Tambour erwähnt, der fortwahrend auf seiner Trommel einen 3/2-Takt schlug, der auch für den Trillertanz gebräuchlich ist. Hermann Forck veröffentlichte 1898 eine Beschreibung des Bügeltanzes, die er anhand älterer Überlieferungen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammengestellt hatte:

Zu dem Tanz gehören ein Vortänzer, ungefähr zwanzig Teilnehmer und ein Lustigmacher, Hänsel genannt. Der Vortänzer ist mit einem Dirigierstab von etwa einem Meter Länge ausgerüstet, der Hänsel

mit einem über Kreuz gespaltenen Stabe (Pritsche), der beim Schlagen ein klapperndes Geräusch verursacht. Alle Tänzer tragen eine Haselrute von drei bis vier Metern Länge, welche so gebogen ist, daß die beiden Enden zusammenkommen. Der Hänsel treibt in scherzhafter Weise die Tänzer an, sammelt Geld, treibt das Publikum zurück oder macht Witze. Der Tanz gliedert sich in folgende Abschnitte:

1) Die Teilnehmer marschieren in einer Reihe hintereinander auf den Marktplatz, wobei der Vortänzer an der Spitze geht. Jeder trägt den zusammen gebogenen Bügel in der rechten Hand. Auf dem Marktplatz formieren sich die Tänzer zu einem Kreis. Die Bügel werden auf ein Zeichen hin zur Mitte gelegt, was als Begrüßungsgeste zu verstehen ist.

2) Die Teilnehmer bewegen sich im Kreis, wobei jeder seinen Bügel in der rechten Hand hält. An einem bestimmten Punkt drehen sich alle Tänzer um sich selbst.

3) Die Tänzer bilden eine Polonaise, wobei die Bügel wie ein Gewölbe formiert werden. Alle Tänzer bewegen sich unter dem Bügelgewölbe hindurch. Danach wird erneut ein Kreis gebildet.

4) In einer neuen Polonaise werden jetzt alle Bügel nach unten geschlagen, so dass die Tänzer über die Gerten springen müssen. Danach ordnet sich der Zug wieder zum Kreis.

5) In einer dritten Polonaise werden die Bügel abwechselnd nach oben und unten gebogen, so dass die Tänzer sich zum einen unter den Gerten hindurch bewegen, andererseits über die anderen Gerten springen müssen.

6) Alle Tänzer winden ihre Bügel um den empor gehaltenen Dirigierstab des Vortänzers, so dass eine Krone entsteht. Der Hänsel klettert auf die Spitze dieser Krone und gibt einen Witz zum Besten. Nach Auflösung dieser Krone ist der Tanz beendet.

Bei dem „Witz“ des Hänsels handelt es sich im Übrigen um folgenden Spruch:

„Den Bügeltanz wir gern Euch zeigten, vergessen sollt’ Ihr den Tanz nimmermehr, vor der Tradition wir uns verneigten, Euch zur Freude, den Schützen zur Ehr!“

Quelle: [kursive Textstellen zitiert aus: Höffer, Kröning, Höffer – „Schützenbruder, Vogelsruthe, Festbankett – Ein Lexikon zur Attendorner Schützen- und Stadtgeschichte“]