Das Attendorner Schützenfest findet traditionell Anfang Juli eines Jahres statt und wird über 4 Tage lange gefeiert. Der Festplan des Schützenfestes enthält zahlreiche Programmpunkte von denen nachfolgend einige ausgewählte Höhepunkte hinsichtlich ihrer historischen Bedeutung und Entstehung beschrieben werden. Dies ist nur eine kleine Auswahl der Höhepunkte unseres Schützenfestes, welche aber von den meisten Schützenbrüdern sowie Gästen immer wieder als solche genannt werden:

Bierprobe

Die allen Attendorner Schützen und Bürgern bekannte „Bierprobe” am Freitagabend vor Schützenfest kennen wir seit 1991. Hintergrund war, dass1985 die Königskompanie den Bieketurm übernommen hatte, um ihn im Laufe der folgenden Jahre zum Zeughaus und Museum der Gesellschaft umzugestalten.

So fand 1985 am Schützenfestsamstag ein „Festakt”auf dem Feuerteich anlässlich der Übernahme des Bieketurms durch die Schützengesellschaft statt. Von da an wurde eine Bierprobe als Festauftakt durchgeführt. Seit 1991 hat sich die Bierprobe am Schützenfestfreitag ab 19.00 Uhr entwickelt und ist als fester Bestandteil aus dem Festablauf nicht mehr wegzudenken, zumal sie für manchen Festteilnehmer nach einem Jahr Abstinenz von Schützenfest der erste lockere Einstieg in die Festtage ist.

Erfreulicherweise nehmen inzwischen auch sehr viele Bürger und Gaste an der Bierprobe teil, die nicht aus den Kreisen der Schützen kommen. Die Bierprobe ist gekennzeichnet durch geselligen und lockeren Umgang, der sich deutlich unterscheidet von den historischen Festakten, die von der Schützengesellschaft auf Schützenfest gelebt werden.

Sternmarsch

Im Jahre 1984 gab es erstmalig vor dem Antreten auf Schützenfestsamstag ein Zusammentreffen von Mitgliedern der Königskompanie, um sich auf das anstehende Schützenfest einzustimmen. Man traf sich, um dann in Begleitung eines Musikzuges gemeinsam zum alten Markt zum Antreten zu marschieren. Diesem Beispiel folgten in den späteren Jahren auf Anregung der Königskompanie und auch auf Initiative des damaligen Poskevatters der Ennester Pote, Gerhard Höffer, auch die Schützenbruder aus der Ennester Pote und Kölner Poote. Damit war beabsichtigt, die Kernstadt wieder mehr in das Schützenfest einzubinden. 1987 kam die Niederste Poorte hinzu, bis schließlich ab dem Jahre 1988 alle Po[or]ten teilnahmen. Damit war der Sternmarsch geboren.

Aus allen Richtungen der vier Stadttore finden heute am Schützenfestsamstag die Züge der Schützenbruder zum Marktplatz bei begleitender Marschmusik statt. Nicht zuletzt die musikalische Gestaltung zur Einstimmung in das Schützenfest wird dadurch geprägt. Mit dem Sternmarsch wird auch die historische Brücke geschlagen dazu, dass zur Verteidigung der Stadt in den jeweiligen Stadtvierteln die dort wohnenden Bürger und Schützen für die Verteidigung des jeweils von ihnen innerhalb der Stadtmauer liegenden Wohnviertels verantwortlich waren.

Jungschützenschießen

Vor 2019 wurde ein sog. Jungschützenpokalsieger am Freitag nach Fronleichnam vor dem Schützenfest ermittelt. Zwar nahm dieser auch an den Festumzügen teil, allerdings fehlte es mit der Ermittlung des Pokalsiegers vor den Schützenfesttagen noch an der Verankerung innerhalb des Schützenfestes, welche von den Jungschützen auch zunehmend eingefordert wurde.

Im Jahr 2019 wurde der aktuell „jüngste“ Programmpunkt auf Initiative des Arbeitskreises Jugend aus den Reihen Schützenvorstandes/-beirats neu geschaffen. Das Jungschützenschießen findet aktuell am Samstagnachmittag im Anschluss an die Totenehrung statt. Nach Ermittlung des Jungschützenkönigs wird dieser nach Zug durch die Innenstadt am Samstagabend proklamiert. Am Schützenfestsonntag und -montag nimmt der neue Jungschützenkönig an den Festumzügen im Kreise der Jungschützen teil.

Schützenhochamt

Mit einer Urkunde vom 14.02.1473 haben wir den ältesten noch existierenden Beweis für die Durchführung einer eigenen Schützenmesse der Attendorner Schützen. Diese bezog sich zwar in jener Zeit auf den eigentlichen Patronatstag des Schützenpatrons Sebastian am 20. Januar, war aber gleichzeitig Ausgangspunkt für eine konsequente und kontinuierliche Entwicklung im Verlauf der nächsten Jahrhunderte.

Neben den Festgottesdiensten zum Sebastianstag entwickelten sich aber auch weitere Gottesdienste, die bereits in den Aufzeichnungen des Pastors Zeppenfeld von 1658 erwähnt werden. So gab es eine Schützenmesse am Wahltag eines Prinzipals der Sebastianskonfraternität, ein Hochamt am Sebastianstag, ein Hochamt am Tag des Vogelschießens der alten Schützen, eine hl. Messe am Freitag vor dem Dreifaltigkeitsfest zum Vogelschießen der jungen Schützen und ein Hochamt am St. Annafest, dem Patronatstag der Jungschützen. All diese Gottesdienste wurden verboten, als 1851 ein Jude unter den Iserköppen erkannt wurde, der in diesem Aufzug die Fronleichnamsprozession begleitet hatte.

Erst 1896 fand erstmals wieder ein Schützenhochamt statt, womit aus den fünf Messender früheren Jahrhunderte nun ein Schützenhochamt geworden war. Ausnahme blieb allerdings die Messe am Sebastianstag, die für die Mitglieder der Sebastianskonfraternität gefeiert wurde und bis in unsere Tage gelesen wird.

Während des Ersten Weltkrieges kam die Feier des Schützenhochamtes zum Erliegen und wurde erstmals 1920 wieder am Sebastiansaltar zelebriert. Diese Form des Schützenhochamtes am Schützenaltar wurde bis 1953 beibehalten. Der erste ordentliche Schützengottesdienst nach dem Zweiten Weltkrieg fand im Jahre 1949 statt.

Vorausgegangen waren intensive Auseinandersetzungen mit Dechant Schwunk, der seinerseits die kirchliche Bindung der Schützen in Form einer Bruderschaft erneut manifestieren wollte, während andere Gruppierungen innerhalb der Schützenbrüder eine völlig freie Struktur ohne jegliche religiöse oder gesellschaftliche Bindungen favorisierten. Somit fand dieses erste Schützenhochamt 1949 am Sebastiansaltar als „völlig normale Messe“ statt. Antreten zu dieser Veranstaltung war vor dem Vereinslokal Dingerkus; von dort aus marschierte man über den Klosterplatz an der evangelischen Kirche vorbei.

Während des Marsches scherten einige vorher bestimmte Vorstandsmitglieder mit einer Fahne (später

auch mit zwei) und denjenigen evangelischen Christen, die dort am Gottesdienst teilnehmen wollten, aus. Der Zug marschierte dann über den Schüldernhof weiter zur Pfarrkirche. Schon in dieser Zeit (ab 1959) spielte der Musikzug den Marsch „Tochter Zion“. Wie dieses Stück allerdings aus dem Oratorium „Judas Maccabäus“ von Georg Friedrich Handel in die deutschen Marschbücher gelangte, konnte trotz der intensiven Recherchen von Günther Kaltemorgen bislang nicht erklärt werden.

In den darauffolgenden Jahren erfuhr die Gestaltung des Schützenhochamtes keine Veränderungen außer der Tatsache, dass aus praktischen Erwägungen heraus der Priester vom Sebastiansaltar zum Hochaltar wechselte. Den Vorschlag hierzu hatte Schützenvikar Heinz-Günter Ketteler in der Vorstandssitzung am 2. Juli 1953 unterbreitet. Der Musikzug der Ersten Kompanie gestaltete das Schützenhochamt musikalisch, allerdings ausschließlich in der Begleitung des Gemeindegesangs. Die Aufführung eigenständiger Orchesterstücke war durch die Pfarrer Koster und Wurm nicht erwünscht. Dies änderte sich erst mit der Ära des Pfarrers Johannes Klinkhammer (ab 1965). Dieser war, bevor er zum Pfarrer von Attendorn ernannt wurde, jahrelang Militärpfarrer gewesen. Vor diesem Hintergrund hatte er von vornherein ein positives Verhältnis zu guter Blasmusik und stand einer großzügigeren Gestaltung des Schützenhochamtes offen gegenüber.

Günther Kaltemorgen, Musikbeauftragter im Schützenvorstand seit 1959, griff diese Entwicklung natürlich begeistert auf, hatte er doch Jahre zuvor bereits mehrfach versucht, das musikalische Niveau des Schützenhochamtes anzuheben. Sein erster Gedanke war, die erweiterte Gestaltung des Hochamtes zusammen mit einem Chor, möglichst einem gemischten Chor, zu realisieren. Hieraus entwickelte sich ein Gespräch mit seinem Stammtischbruder Bruno Maiworm, genannt „Dolf“, der zu diesem Zeitpunkt Mitglied des Kirchenchores St. Josef war. Bruno Maiworm stellte den Kontakt mit seinem Dirigenten Paul Maiworm, den Günther Kaltemorgen damals noch nicht kannte, her. Kurz darauf kam von Chorleiter Paul Maiworm eine positive Zusage, die dazu führte, das der Kirchenchor St. Josef im Jahre 1978 erstmals ein Schützenhochamt mit umfassendem musikalischen Programm gestaltete.

Nun ging es Schlag auf Schlag: Bereits im Jahre 1979 wurde eine Schallplatte und eine Tonkassette mit dem Schützenhochamt, aber auch mit dem damals neu kreierten „Attendorner Schützenmarsch“ und der „Attendorner Schützenfanfare“, produziert. Außerdem bekundeten auch die anderen Chöre der Stadt Interesse, das Schützenhochamt zukünftig unentgeltlich gestalten zu wollen. Damit war gleichzeitig der Grundstein gelegt, auf dem sich das Schützenhochamt bis hin zum heutigen Niveau entwickeln konnte.

Das Attendorner Schützenhochamt wäre sicherlich nicht zu dem geworden, was es heute ist, wenn nicht

in erster Linie die Pfarrer und Schützenvikare Johannes Klinkhammer und später Josef Vorderwülbeke in hohem Maße immer wieder ihre Unterstützung zugesagt hatten. Diese geistliche Unterstützung und

die gute Zusammenarbeit zwischen den Schützenvikaren einerseits und Schützenvorstand, Chören und

Orchestern andererseits waren aber nie Selbstzweck, sondern letztlich zur Erbauung der Gemeinde und

zur Ehre Gottes bestimmt.

Heute findet das Schützenhochamt am Sonntagmorgen statt und ist sowohl für Schützen und Musiker als auch die Geistlichkeit immer ein Höhepunkt der Schützenfesttage. Zur besonderen Stimmung tragen neben den musikalischen Darbietungen des Musikvereins Frenkhausen sowie der Attendorner Chöre auch die am Altar stehenden Fähnriche bei. Inzwischen schon feste Tradition ist, dass nach der Hostienausgabe die Gelöbnisfahnen des heiligen Sebastian sowie der heiligen Mutter Anna geschwenkt werden. Zudem wird nach Abschluss des Schützenhochamtes ein Marsch gespielt, bei dem alle Fähnriche in den Gängen stehend die Fahnen zur Musik schwenken.

Vogel- und Scheibenschießen

Ein einzigartiges Merkmal des Attendorner Schützenfest ist seit Jahrzehnten, dass am Schützenfestmontag auf der Vogelsrute gleich zwei Könige ermittelt werden: der Vogel- und der Scheibenkönig. 

Die älteste Mitteilung über das Vogelschießen in Attendorn befindet sich in einer Tagebuchaufzeichnung des Drosten Caspar von Fürstenberg vom 31.05.1599; er schreibt: „Ich zihe mit meinen Sönen und Enneken uf Attendorn, wone daselbst dem Vogelschießen bei und sein darnacher mit Burgermeistere und dem Schutzenkoning und der ganzen Schutzengeselschaft gar lustig und guter Dinge. Benachten in der alten Gogrevischen Haus.“

Gut hundert Jahre später ist uns die älteste Satzung aus dem Jahre 1703 überliefert. Dort wird bereits das Vogelschießen „auf dem Berge“ erwähnt. „Sollen und wollen sämptliche Schützenbrüders mit dem

newen Könige auf dem Herren Rathhauß ein Gelach halten, undt soll am selbigen Tag dem newen König, wie auch Ober- undt Unterscheffer, einem jeden einen Gast zu citiren gestattet werden. Eß sollen auch denen Provisoren S. Sebastiani, jedem ein Viertell Biers außgefolget werden, umb den Gottesdienst zieren zu helffen.“

1790 versammelten sich die Schützen am Sonntag vor Pfingsten, um über die grundsätzliche Durchführung des Vogelschießens zu entscheiden. Ging die Entscheidung positiv aus, so musste die Erlaubnis beim Gografen beantragt werden und die Jungschützen hatten die benötigten Utensilien zur Vogelsrute zu schaffen und wieder wegzuräumen. Der König hatte der Kompanie einen Taler zu stiften.

Auch in den Statuten von 1817 setzte die 2. Kompanie die Einzelheiten für das Vogelschießen fest: „Wenn der Vogel aufgesetzt ist, so wird wie gewöhnlich vor der Stadt die Verlesung wiederholt, und jeder fehlende mit 6 Stbr. gestraft. – Jeder Schütze muß auf den Trommelschlag Nachmittags 1 Uhr mit einem brauchbaren Gewehre auf dem Rath-Hauße erscheinen. Derjenige, der ausbleibt, muß 20 Stbr. Strafe zahlen. Von dem Rathause wird alsdann in geschlossenen Reihen bis an die Hospitals Kirche ausmarschirt, wo alsdann jeder Schütze das gewöhnliche Opfer für die Armen verrichten muß. – Vor Anfang des Schießens wird bekannt gemacht, daß ein jeder, der nicht zu der Schützen Compagnie gehört, sich vom Platze entfernen möge, um jedem möglichen Unglück vorzubeugen. – Derjenige, der

alsdann den Vogel herunter schießt, ist für 1 Jahr König von der Compagnie, und erhält als Auszeichnung den silbernen Vogel, welchen er das Recht hat, bey allen Feierlichkeiten der Compagnie tragen zu dürfen. Derselbe muß aber vor dem Wiedereinmarschieren in die Stadt einen annehmbaren Bürgen für den silbernen Vogel stellen, er mag reich oder arm sein.“

Der gleiche Text wurde auch 1818 bei der Verabschiedung der Statuten der 1. Kompanie niedergeschrieben. Bei der Neufassung der Statuten wurde der Text nur geringfügig verändert: „Bei jedem Schießen werden nur solche Gewehre zugelassen, die der Hauptmann als sicher erkennt, auch bestimmt er, ob mit Büchsen geschossen werden darf. Erst auf Befehl des Hauptmanns beginnt das Schießen, welches der Schützenkönig durch den ersten Schuß eröffnet. Der das letzte Stück des Vogels herunterschießt, ist König, welchem der Hauptmann gleich den silbernen Vogel zur Auszeichnung umhängt, worauf ihn die beiden Offiziere in die Mitte nehmen. Der Schützenkönig ist nicht gehalten, für diese Ehre zu bewirthen; vielmehr wird ihm auf dem Marktplatze von der Stadt observanzmäßig ein Maß Wein gereicht.“

In der Satzung von 1948 heißt es zum Vogelschießen nur noch nüchtern: „Die Ermittlung des Vogel- und

Scheibenkönigs geschieht am Schützenfestmontag. Nach ihrer Feststellung werden die beiden Könige vor den versammelten Mitgliedern durch den Vorsitzenden ausgerufen und mit dem Umhang des Königssilbers geehrt.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Josef Hüttemann erläutert 1913 während des Festbanketts die Entstehung des Scheibenschießens: „Daß die Sitte des Schießens nach dem Vogel im Jahre 1286, wo der Deutsche, dem die Freude am Waffenspiel von jeher im Blute gelegen hat, sich noch der Armbrust bediente, aufgekommen ist, habe ich am letzten Feste erwähnt. Das Schießen nach der Scheibe ist viel später, und zwar erst im 15. Jahrhundert [gemeint ist 16. Jahrhundert!] in Brauch gekommen, als die Einführung der Pulvergeschütze und Handfeuerwaffen einen gänzlichen Umschwung im Kriegs- und Waffenwesen hervorgerufen hatte. Ein Kölner Schützenbrief von 1501 enthält bereits die Abbildung einer Scheibe nebst Büchse mit Kolben zum Anschlag an die Wange, einen gegliederten Messinglauf und Luntenhahn. Der beste Schütze wurde Scheibenkönig genannt und auch er hatte, wie der Vogelkönig, bei den festlichen Aufzügen das sogenannte Königssilber zu tragen, das aus einem silbernen Vogel und einzelnen Schildern an einer silbernen Kette bestand. Wann hier in Attendorn zum ersten Male nach der Scheibe geschossen ist, lässt sich nicht feststellen. Es steht aber fest, dass die Attendorner Schützen früher unterhalb des israelitischen Friedhofs einen eigenen Garten besaßen, in dem nach unserem Geschichtsschreiber Forck alljährlich auf Osterdienstag das Scheibenschießen stattfand, wobei der beste Schütze von der Stadt als Preis ein Paar Handschuhe erhielt.“

Innerhalb der Schützengesellschaft wurde das Scheibenschießen erstmals im Zuge der Neufassung der Statuten 1790 geregelt. So hatten die Jungschützen die Scheibe in den Schutzengarten zu transportieren, um so das eigentliche Scheibenschießen, das traditionell am Osterdienstag stattfand, vorzubereiten.

Auch 1817 fand dieses Schießen im Schützengarten statt, wobei jeder Schütze verpflichtet war, seine Schießkunst unter Beweis zu stellen. 1837 fand das Scheibenschießen am Tag nach Fronleichnam statt; der König erhielt wie bereits 1749 von der Stadt ein Paar Handschuhe. Im Zuge der Revolution 1848 wurde das Scheibenschießen neu geregelt. Es fand nun auf dem Schießstand unterhalb des Wolfsteins statt. 1853 gab es in jeder Kompanie ein eigenes Vogel- und Scheibenschießen.

Als 1863/64 die Schützenhalle errichtet wurde, beauftragte der Schützenvorstand die „Zeltbaugesellschaft“, sich auch um die Beschaffung eines Scheibenschießstandes zu kümmern. In den Jahren zwischen 1868 und 1873 fand das Scheibenschießen zeitgleich während des Vogelschießens statt. Diejenigen Schützenbruder, die in dieser Zeit dem Vogel- und Scheibenschießen unentschuldigt fernblieben, hatten laut Vorstandsbeschluss einen Taler Strafe zahlen. 1877 wurde ein Antrag einzelner Schützenbrüder abgelehnt, beim Scheibenschießen das Gewehr auflegen zu dürfen. Nach wie vor sollte freihändig geschossen werden. Bis wann das Scheibenschießen auf dem Scheibenschießstand an der Schützenhalle stattgefunden hat, lasst sich nicht mehr nachweisen.

1922 beschloss die Jahreshauptversammlung, „daß das Scheibenschießen auf den Sonntag, der dem Schützenfesttage voraufgeht, stattfinden soll und zwar auf dem Scheibenstande an der Bigge, den die Schützengesellschaft wieder hergestellt hat. Das Stechen der besten Schützen um die Königswürde findet am Schützenfestmontag auf der Vogelsrute statt.“ Diese Gepflogenheit hat sich bis heute nicht geändert. So finden Vogel- und Scheibenschießen nach wie vor am Schützenfestmontag auf der Vogelsrute statt.

Wesentliche Unterschiede zu früheren Jahren ergeben sich insbesondere aus den notwendigen Vorgaben seitens der Kreispolizeibehörde, welche der Sicherheit für Schützen und Besucher während der laufenden Schießwettbewerbe dienen.

Abholen der Könige

Unter dem „Abholen der Könige“ versteht man die erste Ehrerbietung gegenüber den neuen Majestäten am Schützenfestmontag. Es war bereits in der Vergangenheit üblich, die Könige zu ihrem Festzug am Montagnachmittag abzuholen. Dies geschah üblicherweise bei den Majestäten zu Hause.

Zunächst werden die Majestäten nach der Erringung ihrer Konigswürde von der Vogelsrute zur Stadt- bzw. seinerzeit Schützenhalle durch die Schützen quer durch die Stadt geleitet, um sie den Burgern vorzustellen. Sodann feiern die neuen Majestäten mit den Schützen und Bürgern gemeinsam das Festbankett.

Anschließend werden sie dann von der Königskompanie bzw. der Ersten und Zweiten Kompanie abgeholt. Beim anschließenden Festzug durch die Stadt werden sie von ihren Königinnen begleitet, zusammen mit den jeweiligen Hofstaaten. In der Vergangenheit erfolgte die Begleitung durch die „Ehrendamen“.

Danachhatte es sich auch eingebürgert, dass die Könige sich nach ihrer Wahl an einem anderen Ort möglichst innenstadtnah am Montagnachmittag abholen lassen. Soweit in der Vergangenheit die Könige üblicherweise zu Hause abgeholt wurden, änderte sich dies, als die Stadt sich über die Wohnbebauung der Wälle hinaus erweiterte.

Seit 2018 werden beide Könige gemeinsam im Rathaus abgeholt. Diese Veränderung diente neben einer festen Marschwegplanung auch der Verkürzung der mit der Zeit öfter lang gewordenen Marschwege, welche bei Abholung deutlich außerhalb der Wälle liegender Abholorte entstanden und besonders für die älteren Schützenbrüder nur mühsam zu bewältigen waren.

Die Abholung am Rathaus bietet den Königen darüber hinaus die Möglichkeit die Kompanien vom Rathausbalkon zu begrüßen.  Zudem wurde eine alte Tradition wieder ins Leben gerufen: Die Übergabe von Handschuhen an die Könige durch den Bürgermeister als Vertreter der Stadt.

Quelle [kursive Textstellen zitiert aus: Höffer, Kröning, Höffer – „Schützenbruder, Vogelsruthe, Festbankett – Ein Lexikon zur Attendorner Schützen- und Stadtgeschichte“]