Mit der Verleihung der Stadtrechte durch Erzbischof Engelbert von Köln im Jahre 1222 und der damit verbundenen Errichtung von Verteidigungsanlagen muss es auch Schutzmannschaften gegeben haben, die diese Anlage im Angriffsfall “schützten“. Dies ist in einem Satz die Begründung dafür, dass die Schützengesellschaft Attendorn am 12. März 1993 nach mehrmonatigen Recherchen ihr bisheriges – ohnehin konstruiertes – Gründungsdatum von 1410 auf 1222 zurückdatierte.
Im Jahre 1255 wurde Attendorn als einzige Stadt im Sauerland in den Rheinischen Städtebund aufgenommen. Aufnahmeberechtigt waren nur diejenigen Städte, die eine eigene Verteidigungsmannschaft aufzuweisen hatten und diese auch für andere Mitgliederstädte bereitstellen konnten.
Die älteste urkundliche Erwähnung der Attendorner Schützen finden wir 1473; elf Jahre später stifteten die Schützen eine Vikarie mit eigenem Vikar, Altar und Vikariehaus.
Die Ruhmestaten der Schützengesellschaft werden noch heute mit den Ereignissen des dreißigjährigen Krieges in Verbindung gebracht. So ist auf der Schwedentafel die mehrfache Belagerung durch schwedische und hessische Truppen in den Jahren 1632-1634 dargestellt. Die beim Schützenfest getragenen Iserköppe sollen bei den Kämpfen erbeutet worden sein.
Zum Ende de 17. Jahrhunderts wurde in der Pfarrkirche ein neuer Sebastiansaltar errichtet. In diesem Zusammenhang ist auch eine Stiftung der Elisabeth von Fürstenberg zu sehen, die im Jahre 1669 der Sebastiansvikarie ein umfassendes Vermächtnis hinterließ. Ein Beweis für die reichhaltige Attendorner Schützen- Geschichte ist das seit dem Jahre 1662 existierende Schützensilber. Auch heute noch stiften die Könige silberne Erinnerungsplaketten für die Königsketten.
Aus dem Jahre 1703 sind die ältesten Statuten überliefert, die heute im Original im Stadtarchiv aufbewahrt werden.
Aus den Jahren 1744 und 1751 haben sich zwei zinnerne Willkomm-Pokale erhalten. Mit diesen Pokalen verbindet sich ein mittelalterlicher Brauch, der sich in Attendorn während des Schützenfest bis heute erhalten hat. So wurde einem Gast, wenn er ein Haus betrat, ein Willkommenstrunk gereicht, um die Verbundenheit mit ihm zum Ausdruck zu bringen. Wenn heute die neuen Könige alljährlich in der Stadthalle während des Festbanketts proklamiert werden, überreicht der Hauptmann den festlich geschmückten Pokal den Königen und anschließend den Honoratioren der Stadt.
Als Folge des großen Stadtbrandes vom 13. Juli 1783 wurden auch wichtige Teile des Schützenarchivs und der im Dreißigjährigen Krieg erbeuteten Waffen vernichtet. 1790 kam es zur Verabschiedung neuer Statuten. 1799wurde die alte Sebatiansvikarie mit der Vikarie St. Jakobus und Andreas vereinigt.
1839 besuchte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. die Stadt. Mit großer Pracht führten die Schützen auf dem Marktplatz den Trillertanz auf.
1843 errichteten Statuten ließen erstmals wichtige Änderungen im Selbstverständnis erkennen: So sollten durch die alljährlich stattfindenden Schützenfeste Eintracht und Liebe innerhalb der Bürgerschaft gefördert werden.
Der 1863 durchgeführte Neubau einer schützenhalle beendete eine jahrhundertealte Feiertradition in den Räumen des gotischen Rathauses. Schon damals wurde die Feier eines Oktoberfestes eingeführt, das noch heute im Herbstball seine Fortsetzung findet.
1907 erfolgte die Gründung einer Königskompanie im Zusammenschluss aller noch lebenden Vogel- und Scheibenkönige. Diese Königskompanie ist heute Herzstück der Schützengesellschaft. Ihre Mitglieder waren es auch, die 1985 den Bieketurm in ihre Obhut nahmen und in den darauf folgenden Jahren liebevoll restaurierten. Der Bieketurm ist heute das Zeughaus der Schützengesellschaft; ein vielfach beachtetes Museum ist hier untergebracht.
Im Jahre 1910 verlieh Kaiser Willhelm II. der Schützengesellschaft den Goldenen Kaiseradler anlässlich des 500-jährigen Bestehens. In den vorrausgehenden Monaten hatte man diese Ehrung erreichen können, indem das Gründungsdatum für das Jahr 1410 konstruiert wurde.
Die wichtigsten Stationen der Schützengeschichte im vorherigen Jahrhundert waren An- und Verkauf des Schützenparks vor dem Hintergrund eines 1928 geplanten Hallenneubaus, die Neugründung der Schützengesellschaft nach den Wirren der nationalsozialistischen Diktatur und der Abriss der alten Schützenhalle am 2. Juli 1968. Im Rahmen der 750-Jahr-feier der Stadt Attendorn 1972 wurde die neue Stadthalle eingeweiht, zu deren Bau die Schützengesellschaft einen finanziellen Beitrag von 600.00,00 DM aufbrachte.
Mit über 1.300 Mitglieder gehört die Schützengesellschaft heute zu den stärksten vereinen innerhalb der Stadt Attendorn.